Der «Penaltykiller» rettet die Jets in den Halbfinal
Die Jets gewinnen die Belle gegen Eggiwil 5:3. Helfer in der Not ist Torhüter Mathieu Unternährer, der eigentlich schon in Rente war.
(Text von Marisa Kuny, Zürcher Unterländer)
Tags zuvor hat Nina Metzger die Frauen der Kloten-Dietlikon Jets mit ihren Toren zum Cupsieg geschossen. Am Sonntagabend nun zeichnet sie in Kloten einen zum besten Spieler aus, der für die Jets-Männer in der Belle gegen Eggiwil genau das Gegenteil tat: Tore verhindern.
Die Equipe von Cheftrainer Sven Engeler bedankt sich in dieser spannungsgeladenen Partie wiederholt bei ihrem Goalie Mathieu Unternährer, aber nur einmal so wie in der 55. Minute: Da rennt das Team geschlossen aufs Feld, um den 30-Jährigen als «Penaltykiller» zu feiern.
Beim Stand von 4:3 für das Heimteam, als die Eggiwiler die Jets gerade wie im Mörser bearbeiten, kommt es zum Strafstoss. Ein Jets-Verteidiger hat bei seiner Rettungsaktion im Torraum gestanden. Mathieu Unternährer stellt sich Eggiwil-Stürmer Manuel Mucha entgegen und spediert den Ball mit einer blitzschnellen Reaktion seiner linken Hand ins Aus. Schon im Auswärtsspiel in Eggiwil hat der einen Penalty vereitelt. «Ein Glück konnten wir ihn überzeugen, nochmals aufs Feld zurückzukehren», sagt Sportchef Samuel Kuhn nach der Partie. Mathieu Unternährer wird in Kloten innert kurzer Zeit vom Rentner zum Retter. Denn eigentlich ist der 30-jährige Torhüter ja 2020 vom Unihockeysport zurückgetreten. Zuletzt war er in seiner Aktivkarriere in der NLA bei GC unter Vertrag, als Ersatz hinter Nationaltorhüter Pascal Meier. Für diesen wurde er im Cupfinal vor zwei Jahren auch eingewechselt als es zwischen den Stadtzürchern und den Langnau Tigers zum Penaltyschiessen kam. «Er hat ganz sicher ein Händchen dafür», sagt Kuhn, der neben sportlichen auch die menschlichen Qualitäten des Routiniers schätzt. Nachdem sich Jets-Stammtorhüter Simon Bergström anfangs Jahr einer Knieoperation unterziehen musste, hat der Sportchef Unternährer kontaktiert. «Mathieu brennt noch immer fürs Unihockey. Als ich ihm unsere Situation geschildert habe, war er schnell bereit, uns zu unterstützen», erzählt er. «Wie sehr wir ihn brauchen können, hat sich eben gezeigt.»
Kuhglocken und Trommelwirbel
Auf der linken Frontseite der Stighaghalle sieht es an diesem Sonntagabend aus wie nach einer feindlichen Übernahme. Schwarz-gelbe und Berner Fahnen bestücken die Kulisse. Die Fans des UHC Eggiwil sind in grosser Zahl im Car angereist und treiben ihr Team begleitet von Kuhglocken und Trommelwirbel lauthals an. Und es sind denn auch die Gäste, die in der entscheidenden fünften Partie dieser Best-of-5-Serie in Führung gehen. Manuel Mucha profitiert von einer desaströsen Abwehr der Jets (5.). Doch das Heimteam reagiert schnell: Gut zwei Minuten später bleibt der 19-jährige Connor Swales hartnäckig und und zieht den Ball nach einem Abpraller energisch ins Lattenkreuz. Noch im ersten Abschnitt sorgen dann Michel Wüst und Emil Johansson mit ihren Treffern – beide werden herrlich bedient von Yannick Jaunin – für eine 3:1-Führung.
Nach einem hektischen und zugleich torlosen Mitteldrittel erhöht Eggiwil den Druck – wild und ungestüm wie das die Art der kämpferisch grandiosen, technisch und taktisch aber limitierten Emmentaler ist. Die Jets haben ihnen in dieser Phase wenig entgegenzusetzen, ausser einer beherzten Blockarbeit. Mit einer Ausnahme: Joel Renold spielt sich in der 48. Minute mit einer virtuosen Drehung frei und trifft zum 4:1. Doch weil Daniel Gerber mit einem «Buebetrickli» abermals verkürzt, glaubt Eggiwil weiterhin an seine Chance und doppelt keine 30 Sekunden später auch prompt nach (53.). Nachdem Unternährer den erwähnten Penalty hält, trifft Kevins Smits auf der Gegenseite ins leere Gehäuse. Der Sieg ist perfekt und, wie Samuel Kuhn meint, «nicht hoch genug einzuschätzen».
Grösstes Spiel seit dem Abstieg
Seit dem kapitalen Spiel gegen Sarnen am 13. April 2019, das den Abstieg der Jets in die NLB besiegelte, hätten sie kein wirklich grosses Spiel mehr ausgetragen, sagt der Sportchef. Bis an diesem Sonntag gegen Eggiwil. «Das ist ein guter Anfang, denn wir müssen irgendwann wieder das Selbstverständnis haben, dass wir solche Partien gewinnen können.»
Daran können die Jets nun in den kommenden zwei Wochen weiter arbeiten. Im Halbfinal wartet nämlich der Qualifikationszweite aus Basel, der wie die Jets den Sieg auf spielerische Weise und auf taktischem Wege sucht.